Mehr als ein kleiner Unterschied - Honig aus ökologischer Imkerei

Wie in kaum einem anderen landwirtschaftlichen Nutztierbereich genießt die Bienenhaltung ein Grund-Vertrauen der KäuferInnen, das sich auf eine natürliche und ökologische Erzeugung und Verarbeitung des Honigs stützt. Aber auch in der Imkerei gibt es Probleme mit den Folgen von Massentierhaltung wie Bienenkrankheiten, medikamentöse Behandlung und Rückstände im Produkt - Argumente für ökologische Imkerei.

Die aus dem indischen Raum nach Deutschland eingeschleppte Varroamilbe löste Ende der siebziger Jahre in Deutschland ein großes Bienensterben aus. Unter den Imkern herrschte Ratlosigkeit. Die eingesetzten chemotherapeutischen Medikamente sollten das Überleben der Völker sichern, allerdings wurden Rückstände der Gifte auch im Honig gefunden. In dieser Situation suchten einige Imker nach Alternativen bei der Behandlung der erkranken Völker und kamen über diesen schwierigen Prozeß schließlich zu einem neuen Ansatz in der Bienenhaltung - der ökologischen Imkerei. Die in der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL) aktiven Verbände erkannten bald den Handlungsbedarf und nahmen sich der Problematik an. Richtlinien zur ökologischen Bienenhaltung gibt es von Demeter, Bioland und Naturland.
Die Anbauverbände haben für ihre Mitglieder Richtlinien für die ökologische Bienenhaltung erarbeitet. Dabei sind die Kernpunkte der Statuten identisch. Demeter legt zusätzlich Wert auf eine besonders ursprüngliche Bienenhaltung.
Die zentralen Forderungen stimmen jedoch überein.

Die wichtigsten sind:

1. Keine chemotherapeutischen Medikamente
Die konventionelle Imkerei erlaubt die Behandlung mit chemotherapeutischen Medikamenten wie zum Beispiel Apistan. Apistan gehört zu den Pyrethroiden (chemische Nachbildungen des natürlichen Pyrethrums). Die ökologische Imkerei verbietet die Behandlung der Bienen mit diesen Medikamenten. Erlaubt sind biotechnische Methoden und einfache Säuren wie Milch- oder Ameisensäure.
Bienenwohnung aus natürlichen Materialien
2. Die Beute
- so heißt die Bienenwohnung in der Fachsprache - darf nur aus Holz, Stroh oder Lehm bestehen. Erlaubt sind schadstofffreie Anstriche wie Naturfarben auf Leinölbasis.
3. Wachserzeugung und Naturwabenbau
Die ausschließliche Verwendung von Bioland-, Demeter- oder Naturland-Wachs und der Naturwabenbau sind wesentliche Forderungen der Öko-Imker. In der konventionellen Bienenhaltung ist es üblich, die Altwaben einzuschmelzen und bei einem Wachsverarbeiter gegen neu gepreßte Mittelwände einzutauschen. So kann es passieren, daß der Imker Medikamentenrückstände in seine Beute einträgt, selbst wenn er keine benutzt. Wachs ist ein idealer Schadstoffträger, da sich die chemischen Stoffe in dem fetthaltigen Material besonders gut anreichern. Noch schlimmer ist es, wenn der Imker chemotherapeutische Medikamente benutzt und seinen eigenen geschlossenen Wachskreislauf betreibt, das heißt das eigene Wachs wieder und wieder einschmilzt.
Deshalb schreiben die Verbände des kontrolliert biologischen Anbaus verstärkt den Naturwabenbau vor. Dabei wird nur ein Anfangsstreifen aus Wachs vorgegeben, der die Richtung des Wabenbaus lenkt. Das nun von den Bienen frisch erzeugte Wachs darf nach der Nutzung einmal eingeschmolzen und zur Mittelwandherstellung genutzt werden.
4. Wabenhygiene
Zur Bekämpfung der Wachsmotte sind nur thermische Verfahren sowie Essigsäure zugelassen. Andere Mittel, wie zum Beispiel Paradichlorbenzol, das konventionell angewendet werden darf, können sich im Wachs anreichern.
Honigernte
5. Verbot von chemischen Repellents bei der Honigernte. Um die Bienen bei der Ernte von den Honigwaben fernzuhalten, dürfen nur mechanische Methoden angewendet werden.
6. Honigverarbeitung und Qualitätssicherung
Die Anbauverbände schreiben eine schonende Erwärmung des Honigs und eine schonende Lagerung vor. Es dürfen nur Arbeitsgeräte aus lebensmittelechtem Material verwendet werden.
7. Regelmäßige Qualitätskontrollen sind Pflicht. Kein Bio-Standard nach EU-Recht